provinz

18.9.2007


Auf dem Greifswalder Wall bewegt sich viel: Es wird Fahrrad, Dreirad, Laufrad gefahren oder man bewegt sich zu Fuß vorwärts. Das taten auch die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft "Familienfreundliches Wohnumfeld" des Greifswalder Bündnisses für Familie vor gut einem Jahr. Sie untersuchten die Greifswalder Innenstadt in Bezug auf ihre Familienfreundlichkeit.

Das Wohnumfeld und der öffentliche Raum haben für die Bewohner und Stadtteilnutzer eine soziale, kulturelle, ökologische und auch ökonomische Funktion. Beide sind Orte der Kommunikation, der zufälligen oder gezielten Begegnungen. Dazu kommt noch die Identifikationsmöglichkeit der Bewohner und Nutzer mit dem Kiez, die Nutzung als Treffpunkt für Spiel, Sport und Erholung und die Einbeziehung des Einzelhandels und der Dienstleistungen.


Ideenskizze für den +Wallgarten+
c/o Doreen Geuther
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Bei der Prüfung von städtischen Freiräumen und den vorhandenen Bewegungsmöglichkeiten fiel der Arbeitsgruppe am Wall ein verwildertes Stück Land mit Resten eines alten Klettergerüstes an der Martin-Luther-Straße auf. Die Idee des +Wallgartens+ entstand. Dahinter verbirgt sich das Konzept, ein Refugium für Kinder, Jugendliche und Familien zu organisieren, das nicht städtebaulich verplant wird, sondern als Naturspiel- und Aufenthaltsraum von jedem genutzt werden kann.

Es soll so die Möglichkeit geschaffen werden, sich an diesem Ort frei bewegen zu können, ohne den Anforderungen an einen Spielplatz genügen zu müssen. Kinder könnten die alten Baumstämme zum Klettern, Verstecken und Spielen nutzen, Jugendliche und Erwachsene Weidenhäuser oder Sitzgelegenheiten für alle bauen. Ein wichtiger Grundsatz wäre, dass alle Beteiligten den +Wallgarten+ sorgsam behandeln und auch pflegen.

Bei der praktischen Umsetzung dieser Idee, stellte sich heraus, dass die Universität Greifswald Eigentümer des Grundstückes ist. Sie ist aus haftungstechnischen Gründen nicht an einer Nutzung für die Bevölkerung interessiert. In intensiven Gesprächen mit Vertretern der Universität, der Fachämter der Stadt, des Sanierungsträgers und des Jugendamtes konnten die Projektmitarbeiter des Familienbündnisses erreichen, dass ein Grundstückstausch mit der Stadt vorgenommen werden soll.

Leider ziehen sich diese Formalitäten bis heute hin. Da bei Unfällen auf dem Grundstück die Universität haften müsste, darf das Grundstück bis zum Abschluss der Verhandlungen nicht öffentlich genutzt werden. Erste Aufräumarbeiten und Umsetzungen der Gestaltungsideen könnten für die Stadt und Nutzer kostenlos in Zusammenarbeit mit der Norddeutschen Gesellschaft für Bildung und Soziales (NBS) und umliegenden Schulen erfolgen. Dabei können die Jugendlichen zum Beispiel eigene Projekte mit vorhandenen oder recycelten Materialien (z.B. altes Holz) auf dem Grundstück realisieren.

Da alle Beteiligten und Verantwortlichen grundsätzlich die Idee begrüßen, sind die Initiatoren des Projekts vom Greifswalder Bündnis für Familie hoffnungsvoll, dass der "Wallgarten" - das grüne Wohnzimmer in der Innenstadt - in nicht allzu ferner Zeit Realität werden wird.